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Erbitternder Kampf um Bronze: Die Türkei schlägt Brasilien

 

Die Luft brannte und der Saal bebte hier im Salle de Omnisports in Montreux, während sich zwei Kolossen der Frauenvolleyballwelt um die Vorherrschaft auf dem Feld und die Bronzemedaille eine Schlacht sondergleichen lieferten. Eine anfänglich schwächelnde brasilianische Mannschaft machte trotz vieler Fehlanschläge in der zweiten Hälfte des Spiels ein Comeback, weswegen es sehr knapp ausging - nämlich mit einem türkischen Sieg 3-2 in fünf langen Sätzen (16-25, 18-25, 25-23, 25-20, 13-15).

Der erste Satz versprach bereits höchste Emotion, beide Teams lieferten sich einen erbitterten Kampf um den ersten Punkt, der mit einem Block-Out von Thaisa endete, 0-1 für die Türkei. Die Brasilianerinnen hatten einige Anlaufschwierigkeiten, Boz und Baladin brillierten mit kunstvollen Angriffen und Blocks. Erdem Dündar schlug in der 4. Spielminute ein Ass für ihr Team, worauf der brasilianische Trainer, mit dem 8-3 Rückstand konfrontiert, die erste Auszeit forderte. Die brasilianische Formation musste sich offenbar zuerst verfestigen, denn Thaisa und Co. liessen nicht lange auf sich warten und überzeugten mit bombenfesten Blocks. Die brasilianische Nr. 3 Mani Lins brillierte zudem mit phänomenalem Feingefühl - mit 8-10 kam die Seleçao ihren Kontrahentinnen vier Minuten später schon gefährlich nahe. Das schwächste Glied auf der türkischen Seite erwies sich als Arici, die wiederholt aus der Mitte angegriffen und deswegen ausgewechselt wurde. Trotzdem taten sich die Südamerikanerinnen lange Zeit schwer damit, den Punkteunterschied langfristig zu reduzieren, da ihnen ihre Gegnerinnen jeweils einen Schritt voraus waren. Boz und Baladin führten Bälle gekonnt in die Lücken der brasilianischen Aufstellung. Wohl aus Nervosität hinterliessen bei Angriffsmanövern die hinteren Spielerinnen der brasilianischen Seite viel zu oft Öffnungen. Dies mündete - nicht zuletzt dank einigen spektakulären Tanzeinlagen der Damen vom Bosporus - in den ersten verlorenen Satz gegen die Türkei 16-25.

Im zweiten Akt ging es denn wie gewohnt weiter. Die sonst sehr solide brasilianische Verteidigung wurde sukzessive ausmanövriert. Zum Leidwesen ihres Teams schlug der Service Thaisas 1-3 fehl. Der türkische Siegeszug schien kein Ende zu nehmen, das Kanonenfeuer war nahezu unaufhaltsam. Tatsächlich gingen die Brasilianerinnen vorsichtiger vor, wobei Gabi in defensiver Position manche Male ihr Team vor einer noch grösseren Schmach rettete. Nach dem ersten Drittel sah man zwar einen Ausgleich, was die Offensiven anbelangte, doch häufige Fehlanschläge machten jede Hoffnungen auf einen Ausgleich der Brasilianerinnen zunichte. Hande Baladin liess die Menge mit einem hammerharten Schlag in der 38. Spielminute aufheulen, Stand 16-10 für die Türkei. Die Brasilianerinnen schafften es zwar, einige Ballpakete abzuschnüren und nachhause zu bringen, womit sie den Punkteunterschied ein wenig beeinflussen konnten - doch auch dieser Satz endete selbst nach ein Paar Ausrutschern mit einem türkischen Sieg 25-18.

Der dritte Satz wurde jedoch keineswegs langweilig. Das brasilianische Team zog die Schraube an, packte komplexe Bewegungen in ihr Spiel ein, und schlug mit neu gewonnener Kraft zurück. Zwischen dem 4-6 und 5-7 Stand entwickelten sich phänomenale Ballwechsel, von denen man sonst nur träumen konnte. Der brasilianische Umgang mit der Frustration ob der bisherigen Resultate zahlte sich aus - die Türkei gönnte sich dagegen einige überraschende Fehler. Spielerinnen wie Ercan bewiesen jedoch erneut, dass man noch viel Energie übrig hatte und auch wusste, wo man sie einsetzen musste. In der 60. Spielminute kam es dann zum spektakulären 9-9 Ausgleich wegen eines Annahmefehler von Türkei-Star Baladin. Zum ersten Mal sah es für die Türkinnen nicht mehr so rosig aus. Brasilien schaffte es, ihnen 11-14 davonzurennen. Star-Coach Giovanni Guidetti sah sich gezwungen, eine Predigt zu halten. Die Spannung stieg. Was auch immer es war, was er ihnen gesagt hatte, es zeigte seine Wirkung: 15-15 Gleichstand in der 66. Spielminute. Die letzten Minuten des 3. Satzes waren gefüllt mit Nervenkitzel. Guidetti liess deswegen die Geheimwaffe Karakurt aufs Feld, die zuvor auf der Bank gesessen war, und auch Arici fand zu neuer Stärke. Es blieb ein spannendes Rennen, bei dem die Türkei erst 21-21 aufschliessen konnte. Im letzten Moment schien sich der Wind zu drehen, denn Brasilien gelang ein mächtiger Block mit dem Ergebnis 24-22. Brasilien verdankte den ausschlaggebenden Punkt Drussyla und schloss den dritten Satz 25-23 ab.

Das Spiel ging somit in die Verlängerung. Angefeuert von Fans und Trommeln, bezwangen die Amazonen in den ersten drei Ballwechseln die Gegenseite mit Leichtigkeit. Während die Energie der Türkinnen langsam nachzulassen schien, überzeugten die brasilianischen Offensiven mit Rosamaria Montibeller und Dani Lins mit ungeahnter Durchschlagskraft, weshalb es innerhalb von vier Minuten 3-9 für Brasilien stand. Guidetti wurde offensichtlich nervös und liess seine Spielerinnen antraben. Doch auch dies half nicht: Dank gefühlvollem Ballbalett wuchs die brasilianische Führung rasch auf 15-7. Innerhalb weniger kurzer Ballwechsel konnte die Türkei den Rückstand auf 13-17 reduzieren. Es konnte allerdings nichts mehr die kränkelnden Eurasierinnen retten, denn Brasilien fegte sie im vierten Satz 20-25 weg.

Im fünften Satz konnte man nun ein fulminantes Comeback des türkischen Teams miterleben: Karakurt und Baladin bliesen erneut zum Angriff. Die Gegenseite liess dies jedoch kalt. Wenn man etwas als Kopf-an-Kopf-Rennen bezeichnen durfte, dann das. Gabi auf der brasilianischen Seite und Ismailoglu auf der türkischen lieferten sich explosive Duelle. Nach dem Ass 11-10 von Arici flammte bei den Türkinnen wieder Hoffnung auf. Das Feuer loderte und führte zwar zum 14-11, die Amazonen schlossen doch bald 14-13 auf. Die Türkinnen schlossen den dramatischen fünften Satz mit einem knappen Smash 15-13.

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